Man sieht ein Kind beim Wäscheaufhängen
Warum „Sooo laaangweilig!“ gut ist

21.03.2024

„Mir ist sooooo laaangweilig!“ – Wenn Kinder diesen Satz äußern, klingen sie schon mal so, als sei es für sie die reinste Qual, wenn sie gerade mal nichts mit sich anzufangen wissen.

Hier kann besorgten Eltern aber deutlich Entwarnung gegeben werden, denn dieses Gefühl ist durchaus sinnvoll. Doch warum ist Langeweile im Kindesalter so wichtig? Ganz einfach: Langeweile fördert die kindliche Entwicklung, die Kreativität und das Selbstbewusstsein. Deshalb gilt: Eltern müssen nicht ständig als Entertainer für ihren Nachwuchs bereitstehen.

Langeweile gehört tatsächlich mit zu den wichtigsten Faktoren der kindlichen Entwicklung und Eltern dürfen diese Gefühle bei ihren Kindern ganz entspannt zulassen. So hat das Kind Freiraum, um selbst Ideen zu entwickeln, wie es sich beschäftigen könnte und lernt dabei auch, ein gutes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Eltern, die ihre Kinder immer sofort bespaßen, können ein fatales Verhaltensmuster bei ihren Kindern hervorrufen. Die lernen dann nämlich, dass dem Satz „Mir ist sooooo langweilig“ immer folgt: „Ich werde bespaßt und muss mich nicht selbst kümmern.“

Besser ist es, Kinder mit einer Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen. Das heißt nicht, dass Kinder mit ihrer Langeweile gänzlich alleine gelassen werden sollen, sondern dass Eltern ihnen gegebenenfalls Anregungen zur Weiterentwicklung geben. Gerne an den Orten, wo sich auch Familienmitglieder aufhalten. Kinder verbringen gerne Zeit mit ihren Eltern und werkeln gerne im Garten, im Haushalt oder der Werkstatt mit.

Auch zu Geburtstagen und Gelegenheiten für Geschenke sollten Kinder nicht mit Spielsachen überflutet werden. Weniger, aber dafür klug ausgewähltes Spielzeug ist oft interessanter. Spielsachen, die Wiederholungen (Welt begreifen) und Veränderungen (Neugierde, Verstehen von Zusammenhängen) zulassen, sind zu empfehlen.
Insgesamt ist es sinnvoller, für Kinder lediglich zwei Nachmittage in der Woche mit Programm zu füllen. Die anderen Nachmittage sollten für Ruhe und Entspannung vorgesehen werden. Diese Phasen sind wichtig, um das Gelernte zu verarbeiten und zu regenerieren.

Das Gefühl von Langeweile sollte nie mit Medienkonsum überbrückt werden, da diese nicht zur Entspannung und auch nicht zur Ideenfindung beitragen. Das Team des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes des Main-Kinzig-Kreises wünscht Ihnen viel Spaß und Freude mit Ihren Kindern.

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Simone Karau

Autorin:
Dr. Simone Karau ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen. Seit 2020 leitet sie das Sachgebiet Kinder- und Jugendärztlicher Dienst (KJÄD) im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises.
www.mkk.de

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