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12.03.2024
Eine Diagnose ist wie ein Etikett, das einem Menschen aufgeklebt wird. „So heißt das, was mit dir nicht stimmt“! Beobachtungen über „unnormale“ Verhaltensweisen werden beschrieben und dann gibt man dem Ganzen einen Namen. Mit einer Diagnose wird ein (meist unerwünschter) Zustand regelrecht manifestiert und festgezurrt. Was macht das mit einem Kind, frage ich mich.
Mir fällt auf, dass immer mehr Kinder von Jahr zu Jahr diagnostiziert werden. Ob mit ADHS oder als hochsensibel, mit Autismus oder Asperger-Syndrom, als „entwicklungsverzögert“ oder sonst wie als „falsch“ – weil sie nicht der Norm entsprechen. Und es gibt so viele besondere Kinder da draußen. Ganz zarte Pflänzchen, denen schon der Geräuschpegel in der Schule viel zu viel ist; Fantasiebegabte kleine Künstler, die zu abstrakten Inhalten einfach gar keinen Zugang haben; superintelligente kleine Genies, die sich im Unterricht zu Tode langweilen; Kinder, die selbstbewusst versuchen, für sich einzustehen und oft nicht ernst genommen werden.
Unfassbar, wie viele Kinder über Diagnosen und negative Etiketten aus ihrem natürlichen Selbstverständnis gerissen werden, weil sie einfach nicht in unser Schulsystem passen. Die Not der Eltern, die hin und her gerissen sind, zwischen der Sorge, dass etwas mit ihrem Kind nicht stimmt, und dem Wunsch, dass sie ihrem Kind ermöglichen wollen, in Freude und einem gesunden Selbstverständnis aufzuwachsen, ist oft sehr groß.
Was wäre, wenn wir mal die Diagnose weglassen würden und stattdessen ein paar Fragen stellen würden:
• Was braucht mein Kind, damit es sich wohlfühlt?
• Welche besonderen Begabungen und Wesenszüge zeigt mein Kind?
• Was unterstützt mein Kind, sein Problem zu lösen?
• Was ist in seiner Welt vielleicht nicht in Ordnung?
• Womit kann ich es stärken und entlasten?
Ein Kind, das Bewegungsdrang hat, sollte viele Möglichkeiten eingeräumt bekommen, dieses Bedürfnis möglichst oft auszuleben. Ein Kind, dem alles zu laut ist, darf beispielsweise lernen, dass es Kopfhörer aufziehen kann, wenn es das braucht. Es darf lernen, dass es ok ist, „empfindlich“ zu sein.
Ein Kind, das Bauchweh bekommt, wenn es in die Schule soll, muss ernst genommen werden. Schmerztabletten helfen ihm nicht, sondern ein ehrliches Interesse daran, was ihm Bauchweh macht. Fast alle Kinder mit Auffälligkeiten brauchen keine Diagnose, sondern sehr viel Verständnis für ihr „So-sein“. Sie dürfen in ihr Selbstverständnis hineinwachsen und lernen damit umzugehen, dass in unserer Gesellschaft noch viel Ausgrenzung passiert. Kinder mit körperlichen Symptomen im Kontext von Schule brauchen dringend Hilfe.
Ich wünsche allen betroffenen Familien ganz viel Kraft und Mut, ihre wundervollen Kinder in ihrer Besonderheit ganz besonders wertzuschätzen und immer kreative Wege zu finden, sie auf ihrem Entwicklungsweg entspannt zu begleiten.
Tipp: Im Rahmen eines Online-Kongresses wurde dieses Interview mit mir aufgenommen zum gleichen Thema: https://www.youtube.com/watch?v=YylJNnOKpy8
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Autorin:
Christel Veciana ist Life-Coach und Musikpädagogin, leitet „Christels Scheune“ und ist Mutter zweier erwachsener Töchter
http://christels-scheune.de/
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