01.06.2015
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Es wird Sommer! Nicht nur der Gedanke an Sonne, Schwimmbad, Eis-Essen, Grillen und Urlaub lassen die Stimmung steigen. Nein, auch die Sonnenstrahlen selbst empfinden wir als wohltuend und angenehm. Noch dazu füllen wir mit Hilfe der Sonnenstrahlen unsere Vitamin D-Speicher auf. Also, hinaus ins Freie, weg von künstlich erhellten Räumen? Aber sind Sonnenstrahlen nicht eher gefährlich?
Droht nicht vorzeitige Hautalterung, Sonnenbrand, Hautkrebs? Also lieber zuhause bleiben oder Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor unendlich verwenden? Die Antwort: Wichtig – und machbar – ist ein sinnvoller Umgang mit der Sonne. Was es dazu braucht? Alltagstaugliche Informationen und Eltern, die ein Vorbild sind.
Hierzu eine Kurzinfo (die aber nicht alle Aspekte abdecken kann):
• Keine Panik! Die Haut verfügt über Mechanismen, die kleinere, durch UV-Strahlung verursachte Schäden ständig reparieren. Allerdings verfügt Kinderhaut noch nicht ausreichend über sonstigen Schutz.
• Je jünger das Kind, je heller der Hauttyp und je intensiver die Sonneneinstrahlung, desto kürzer die erlaubte Zeit ungeschützter, direkter Sonnenbestrahlung (u.U. nur ca. 5 bis 10 Minuten)
• Der Lichtschutzfaktor (LSF) sagt in erster Linie etwas aus über die mögliche Dauer der Schutzwirkung im Vergleich zu ungeschützter Haut, weniger über die Stärke des Schutzes, denn der ist bei einem Präparat mit einem LSF von 25 nur unwesentlich geringer als bei einem LSF von 50! Ausreizen soll man die theoretisch zur Verfügung stehende Zeit sowieso nicht, denn die Güte der Schutzwirkung eines Sonnenschutzpräparats hängt u.a. stark von der aufgetragenen Menge ab. Notwendig ist deutlich mehr als man denkt (s. Produktinfo).
• Es gibt günstige und trotzdem gute Präparate. Wichtig sind der individuell passende Inhalt und die Hautverträglichkeit (diese rechtzeitig testen, um nicht erst im Urlaub eine Unverträglichkeit festzustellen).
• Rechtzeitiger Schutz erfordert Eincremen 20 bis 30 Minuten vor der Sonnenbestrahlung! Nach dem Schwimmen Sonnenschutzpräparat erneut anwenden, denn einiges wird weggewaschen oder bleibt im Handtuch. Nochmaliges Auftragen verlängert nicht die Schutzwirkung, sondern stellt nur die Güte des vorherigen Schutzes wieder her!
• Kinder unter einem Jahr nicht der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen und möglichst keine Sonnenschutzmittel verwenden! Wichtig ist hier der Schutz durch Kleidung, Schatten etc. Je jünger das Kind bzw. je empfindlicher die Haut, desto eher Präparate mit Titandioxid anwenden (sie legen sich vorwiegend schützend auf die Haut und dringen nicht so sehr in diese ein, wie übliche UV-Filter. Auf ausreichenden Schutz der Sonnenterrassen achten (Nase, Ohren, Schultern, Fußrücken)!
• Beim Kleidung mit UV-Schutz auf die Funktionalität achten (z.B. Passform des Sonnenhuts, Krempe, Nackenschutz usw.). Das UV-Siegel gibt nur Auskunft, dass der Stoff geprüft ist, nicht ob das Design sinnvoll und ausreichend schützt. Bei normaler Kleidung bitte Baumwolle oder Viskose verwenden.
• Nasse Kleidung schützt nur ungenügend vor UV-Strahlen. Eine Wolkendecke hält nur ca. 20% der Strahlung ab. Ein Sonnenschirm oder Baumschatten erbringen nur ca. 50% Strahlungsabwehr. In einer Wassertiefe von 50cm sind noch ca. 60% der UV-B-Strahlung wirksam, pro 1000 m Höhe steigt die Intensität um 20%.
• Sonnenbrillen sind für Kinder – außer unter Extrembedingungen wie Hochgebirge usw. – nicht sinnvoll!
• Sonnenschutzpräparate schützen vor Sonnenbrand. Ob sie auch UV-bedingten Hautkrebs verhindern können, ist nicht bewiesen. Kleidung und sinnvollem Freizeitverhalten kommt daher größte Schutzwirkung zu.
Fazit: Übliche Alltagsaktivitäten an der Sonne lassen sich auch mit Kindern ohne großen Aufwand sicher bewältigen. Ein Präparat mit hohem LSF allein bringt aber keine Sicherheit.
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Autor:
Dr. med. Bruno A. Wegerich ist Arzt für Kinder- und Jugendmedizin in Nidderau. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
https://www.eutopos-kinderarzt.com/
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