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25.11.2020
Kinder in diesem Altern wollen die Welt begreifen und verstehen. Die „Warum-Frage“ steht dafür. Erste Vorstellungen vom Tod werden entwickelt, aber nicht auf ihre Endgültigkeit verstanden.
Weder der eigene Tod noch der anderer hat eine Bedeutung. Alter und Sterben sind weit weg von der Erfahrungswelt des Vorschulkindes. Phantasiewelt und Realität sind deckungsgleich, so dass der Tod einer nahen Bezugsperson nur als Abwesenheit mit Wiederkehr verstanden wird.
Wie das Kleinkind Trennungsängste körperlich auslebt, so reagiert das Vorschulkind mit verstörtem und verwirrtem Verhalten. Es sucht den Verstorbenen. Entwicklungsrückschritte, wie Einnässen oder im elterlichen Bett zu schlafen, können Reaktionen sein. Weil das Kind wissen will, warum etwas ist, sind Teilhabe und kindgerechte Erklärungen hilfreich.
Wie sollten Eltern mit ihren Kindern umgehen? Kaum ein Kind wird traumatisiert, wenn es kindgerecht an den Tod und den Toten herangeführt wird. Fernhalten und Nichterklärungen führen eher dazu, dass eigene Fantasien diese Lücken zum Beispiel mit Schuldgefühlen füllen. Die Realität ist hier heilsamer und kann dem Kind helfen, den Abschied zu leben. Abschiedsformen zu entwickeln, wie Bildermalen, bestimmen, was dem Verstorbenen mitgegeben wird (Grabbeigaben vom Kind ausgesucht), Teilnahme an der Beisetzung können helfen, den Abschied besser zu erleben. Vermeidung und Fernhalten von der Realität, sind für Kinder schwerer zu ertragen, als die Beteiligung und das Nachahmen der Erwachsenenrituale.
Wichtig ist: Begleitung, Sicherheit und vor allem die Beantwortung der Fragen der Kinder und Aufrichtigkeit, warum man gerade traurig ist, können Vorschulkindern helfen Trauer ins eigenen Leben zu integrieren.
Werner Gutheil, langjähriger Klinikpfarrer am Klinikum Hanau mit Schwerpunkt Sterbebegleitung und Eltern, die ein Kind verlieren. Leiter des Trauerzentrums in Hanau und in Rommerz und Ausbilder für Trauerbegleiter.
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