kleines Mädchen blickt in die Kamera

Foto: © pixabay.de

Wie Kleinkinder trauern

25.09.2020

„Mein Kind soll nichts von meiner Trauer mitbekommen,“ glauben viele Menschen. Kleinkinder spüren aber alle Gefühle der Eltern, insbesondere der Mutter – und das schon seit der Schwangerschaft.

Sie saugen die Gefühlswelt ihrer Umgebung auf und reagieren körperlich, wie zum Beispiel durch verändertes Ess- und Schlafverhalten. Unruhe und vermehrtes Weinen sind Zeichen für ihre Gefühle. Wut, Angst und Suchen oder Warten treten auf, wenn sie durch Trennungsängste hervorgerufen werden. Beim Verlust einer engen Bezugsperson kann es nach anfänglichem Warten zu einem Zustand der Gleichgültigkeit oder Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umwelt kommen.

Eltern sollten mit Zuwendung und Nähe darauf reagieren. Selbst wenn das Kleinkind bis zum 3. Lebensjahr kognitiv nicht mit der Situation trauernder Eltern umgehen kann, es werden die Grundlagen eines späteren Verständnisses gelegt.

Wie sollten Eltern mit ihren Kindern umgehen?
Ehrlich – wie auch in freudigen Momenten. Aufrichtigkeit hilft später zu verstehen, warum die Eltern emotional reagiert haben, wie es in dieser schweren Zeit war.

In anderen Kulturkreisen werden Kinder im Tragetuch immer eng an der Mutter mitgenommen, so dass sie – wie in der Schwangerschaft – Anteil an den Gefühlen haben. Teilhabe ist wichtiger als ihnen etwas vorzumachen, das heißt Kinder ruhig zu den Trauerfeiern mitnehmen. Den Friedhof als Ort der Begegnung mit dem Verstorbenen zeigen und nie die Tränen unterdrücken, aber immer erklären, warum man weint. Hilfreich ist, von der eigenen Hoffnung zu sprechen.

Kleinstkinder erleben ihre Eltern primär auf der emotionalen Ebene, ohne zu verstehen, warum. Freud und Leid gehört zum Leben. Wichtig ist: Trennungsängste vermeiden, indem ihnen Zuversicht vermittelt wird, ohne die eigene Trauer zu verdrängen.

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Werner Gutheil
Autor:
Werner Gutheil, langjähriger Klinikpfarrer am Klinikum Hanau mit Schwerpunkt Sterbebegleitung und Eltern, die ein Kind verlieren. Leiter des Trauerzentrums in Hanau und in Rommerz und Ausbilder für Trauerbegleiter.

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