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von Yvonne Antoni – 30.03.2022
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
Dieser Satz aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse ist ein beliebter Spruch auf Baby-Karten. Er trifft auch gut das Gefühl, das junge Eltern haben. Wir sind absolut verzaubert von dem neuen Leben, das ab jetzt zu uns gehört. Diese Magie, die von Neugeborenen ausgeht, liegt wie ein Schutz über uns und hilft uns, die ersten Tage und Wochen als frisch gebackenen Eltern gut zu meistern.
Gleichzeitig zu diesem emotionalen Ausnahmezustand stürmen unheimlich viele Fragen auf uns ein: Wie oft sollte ich mein Baby baden? Müssen Badezusätze rein? Sollte ich es eincremen? Wie oft muss ich die Windeln wechseln? Was tun, wenn es wund ist? Wie schneide ich am besten diese winzigen Fingernägel?
Zu all diesen Themen findet man zahlreiche Artikel und Sachbücher. Außerdem können sich junge Eltern Tipps und Ratschläge bei Hebammen, Kinderärzten, Kinderkrankenschwestern und Mütterpflegerinnen holen. Mit die besten Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet sind jedoch wir Eltern selbst: Deshalb habe ich meine Kolleginnen und Kollegen nach ihren Erfahrungen gefragt.
„Ein Kind auf die Welt zu bringen, verändert einfach das ganze Leben und stellt alles auf den Kopf. Plötzlich ist nichts mehr, wie es vorher war, aber es ist alles unglaublich wunderbar.“ (Louise, ein Mädchen, ein Junge)
Baden und Eincremen: Weniger ist oftmals mehr
Die Haut von Neugeborenen ist sehr zart und sensibel. Durch den Luft- und Kleidungskontakt kann sie auch sehr trocken werden. Das erste Mal baden sollte man das Baby erst, wenn die letzten Reste der Nabelschnur abgefallen sind. Davor reicht es völlig aus, das Baby sanft mit einem Waschlappen zu waschen. Ideal ist es, wenn beim ersten Baden die Hebamme dabei sein kann. Bei meiner Tochter war dies glücklicherweise so, und ich kann mich gut erinnern, wie aufgeregt ich vorher war. Und dankbar, denn sie hat mir gezeigt, wie ich die Kleine dabei richtig halte. Mein Mann und ich hatten uns für einen Bade-Eimer entschieden, den fanden wir praktisch und sicher – ob Wanne, Waschbecken oder Bade-Eimer, wichtig ist, dass sich die Eltern sicher und wohl dabei fühlen.
„Wenn ich bemerkt habe, dass die Haut meines Kleinen trocken wird, habe ich immer 2 bis 3 Tropfen pures Olivenöl mit in die Wanne gegeben. Das wirkt Wunder!“ (Sandra, ein Junge)
Das Wasser hat mit 36-37 Grad eine ideale Temperatur. Badezusätze benötigt man eigentlich nicht, es sei denn, das Baby hat sehr trockene Haut. Dann kann man ein wenig Pflege- oder Pflanzenöl benutzen. Manche Mamas schwören darauf, dem Badewasser ein paar Tropfen Muttermilch beizugeben.
Ein Bad pro Woche ist ausreichend, häufiges Baden nutzt die Haut ab und entfettet sie. Auch sollte das Baby nicht sehr lange gebadet werden – am besten nicht länger als 10 Minuten, da der kleine Körper schnell auskühlt. Falls das Kleine schon Haare hat, kann man diese beim Baden mitwaschen. Dafür das Köpfchen vorsichtig zurücklegen und stützen, damit kein Wasser in die Augen kommt. Oder einfach mit einem Waschlappen abwaschen. Shampoo braucht man im ersten Jahr nicht, es sei denn die Haare sind schmutzig geworden.
Nach dem Baden sanft abtrocknen und dabei die „Speckfalten“ nicht vergessen.
„Mein Tipp: Darauf achten die Halsfalte richtig sauber zu machen, gerade bei Babys mit mehr Speck. Jeden Tag mit einem Waschlappen und warmem Wasser säubern, gut trocken machen mit einem Handtuch. Es ist manchmal nicht so einfach, da richtig ranzukommen. Tipp meiner Hebamme: Kleines Handtuch rollen und unter die Schultern legen, dann fällt der Kopf etwas in die Überstreckung und man kommt besser dran. Aber vorsichtig und natürlich nicht so weit überstrecken.“ (Janika, ein Junge, ein Mädchen)
Um die winzigen Nägel zu schneiden, gibt es spezielle abgerundete Scheren, damit das Baby, falls es sich bewegt, nicht verletzt wird. Ein Tipp ist, dies zu tun, wenn das Baby schläft. Dabei nicht zu kurz schneiden, damit das Nagelbett nicht verletzt wird.
Pflege bei Hautproblemen, Kälte, Wind und Sonne
In Herbst und Winter hilft das Eincremen von Gesicht und Händen mit speziellen Wind- und Wettercremes vor einem Austrocknen der Haut. Trockene Babyhaut können Eltern mit speziellen Ölen oder Cremes behandeln. Normale Haut benötigt keine Extra-Pflege.
„Weniger ist viel mehr. Ich habe bei meinem Kleinen tatsächlich wenig bis keine Pflege benutzt und das ziehe ich eigentlich, bis auf kleine Ausnahmen, immer noch so durch. Mein Kleiner ist jetzt drei Jahre alt. Seine Haut ist butterzart. Mir war es immer wichtig, dass sich die Haut ganz natürlich entwickeln darf. Zum Glück hatte er nie mit Ausschlag oder gar Neurodermitis zu tun. Meine Hebamme hatte mich dahingehend in meinem Vorhaben immer gut unterstützt.“
(Sandra, ein Junge)
In den ersten Monaten sollten Babys nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Da dies nicht immer möglich ist, sollten Eltern darauf achten, dass beispielsweise der Kinderwagen mit einem speziellen UV-Sonnensegel ausgestattet ist. Auch sollten Babys mit speziellen Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 30) eingecremt werden.
„Meine Kinder hatten beide als Babys mit Hautausschlägen und Ekzemen zu tun und ich war begeistert, was für ein Wundermittel die Muttermilch doch ist. Die Behandlung mit Muttermilch hat besser geholfen als jede Creme. Hautprobleme sind seitdem bei beiden auch nicht mehr aufgetreten.“ (Katrin, ein Junge, ein Mädchen)
Schutz für den Windelbereich
Fast kein Baby kommt ohne wunden Po oder Hautausschlag durch die Wickelzeit. Dies lässt sich auch aufgrund der zarten Haut, des feuchtwarmen Klimas und des Scheuerns der Windel nicht verhindern. Schmerzhaft wird es für das Baby jedoch, wenn es zu einer Windeldermatitis, also einer Entzündung, kommt. Um dies möglichst zu vermeiden, sollten die Babys mindestens alle vier Stunden und nach einem Stuhlgang möglichst sofort frisch gewickelt werden. Den Po und die Genitalregion am besten mit warmem Wasser und einem Waschlappen sorgfältig reinigen. Für unterwegs sind auch hautschonende Feuchttücher praktisch. Hartnäckigeren Schmutz bekommt man ganz gut mit Baby- oder Pflanzenöl weg. Danach mit einem weichen Handtuch gut trocknen.
„Schön, dass für uns Väter das Windelwechseln ‚normal‘ ist. Das war eine Generation davor noch anders. Die Schwangerschaft hatte für mich als Vater schon etwas Abstraktes. Ich habe mich gefreut, dass es mit der Geburt ‚handfester‘ wurde. Allerdings lag die Hauptaufgabe und das Know-how der Pflege schon bei meiner Frau.“ (Christian, zwei Jungs, ein Mädchen)
Bei wundem Po empfiehlt sich das Auftragen von speziellen Wundschutzcremes mit natürlichen Inhaltsstoffen oder Zinksalben.
Wenn man seinem Baby eine Freude machen möchte, lässt man es noch ein paar Minuten mit nacktem Popo strampeln, bis man die neue Windel anzieht. Das tut auch der Haut sehr gut. Den Eltern bleibt schließlich die Entscheidung, ob sie lieber Stoff- oder Einwegwindeln benutzen möchten.
Emotionale Pflege ist auch wichtig
Das Wickeln ist aber nicht nur äußerliche Pflege, sondern es ist meist auch ein Moment der vertrauten Nähe, den die frisch gebackenen Eltern bei aller Hektik genießen sollen. Mein Mann hat unserer Tochter beim Wickeln immer etwas vorgesungen – von den Ramones bis zu Que sera – das war ein total schönes Ritual, bei dessen Erinnerung ich heute noch schmunzeln muss. Zur emotionalen Pflege zählt auch die Nähe durch Körperkontakt wie sie beispielsweise durch ein Tragetuch zustande kommt oder auch das Schaffen von schönen Ritualen.
„Mein Tipp wäre: Beim Schlafengehen von Anfang an das gleiche Ritual (Singen, Vorlesen – je nach Alter, und möglichst immer eine festgelegte Zeit einhalten. Durch einen klar geregelten Abendablauf bekommt man so viel Ruhe und Erholung in den Tag sowie einen gewissen planbaren Freiraum für die Eltern.“
(Susanne, ein Junge)
Kurse und Workshops
Es gibt ein großes Angebot an Kursen und Workshops – das reicht vom Geburtsvorbereitungs- bis zum Fabelkurs. Einige haben sich darauf spezialisiert, Eltern Beratung und Unterstützung aus einer Hand und in einem Dach anzubieten: von Erste-Hilfe-Kursen über Stillberatung bis zur Baby-Massage. Sie helfen den Eltern dabei, sich auf das neue Familienmitglied vorzubereiten und begleiten sie in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt.
„Als meine Tochter auf die Welt kam, dachte ich, ich weiß ja noch alles von meinem ersten Kind, ist ja noch gar nicht lange her. Aber Pustekuchen! Als unsere Tochter dann da war, war ich am Anfang wieder mit allem überfordert, als ob ich noch niemals gewickelt oder gestillt hätte. Umso wichtiger ist es, dass man Menschen an seiner Seite hat, die einen unterstützen und stärken, ob das die Kinderkrankenschwester im Krankenhaus ist, eine Hebamme zur Nachsorge, eine Doula, eine Mütterpflegerin oder oder. Es gibt mittlerweile ganz viele tolle Angebote, die sich auf die herausfordernden Bedürfnisse von Schwangeren oder frisch gebackenen Müttern spezialisiert haben. Nutzt sie!“ (Louise, ein Mädchen, ein Junge)
Jeder sollte schauen, was am besten zu ihm passt. Der ein oder andere Kurs ist sowohl für die Eltern und auch für das Kind spannend und eine Bereicherung. Dort lernen die Eltern ihre Kinder noch besser kennen. Die Babys treffen oft zum ersten Mal aufeinander, und den Mamas und Papas tut es einfach gut, rauszukommen und sich mit anderen austauschen zu können.
Und zum Schluss noch ein unschlagbarer Tipp:
Traut euch, auf euer Urteilungsvermögen zu zählen! Man kennt zwar die Sprüche ‚hört auf euer Bauchgefühl‘ oder ‚macht das was euch gut tut‘, aber wenn es um Kinder oder Familie geht, orientiert man sich doch irgendwie an anderen (vor allem wenn man Erstlingsmama oder -papa ist). Daher mein Rat: Macht das, worauf ihr Lust habt und Wert legt! Wenn ihr Spaß habt und es euch gut geht, haben eure Babys auch eine tolle Zeit.“ (Meike, zwei Mädchen)
Infos und Quellen:
• www.eltern.de
• www.familie-und-tipps.de
• www.elternwissen.de
• www.netmoms.de
• www.oekotest.de
• www.apotheken-umschau.de,
• www.urbia.de
• Homepages der Krankenkassen
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