Kinder springen in die Luft
Schutz vor Schikane – stark werden gegen Mobbing

28.05.2021

Ärgern, schikanieren, ausgrenzen: Wenn Kinder und Jugendliche systematisch und anhaltend den Attacken anderer ausgesetzt sind, spricht man von Mobbing. Kinder zu stärken, indem man ihnen etwas zutraut, kann sie vor den Attacken schützen.

Der Schulranzen ist zerbeult. Es sieht aus, als hätte jemand dagegengetreten. Dann ist da noch dieser Riss im Pullover. Und wo kommen bloß die blauen Flecken am Arm her?

Spuren von Gewalt, zumal wenn sie häufiger auftreten, können darauf hindeuten, dass ein Kind gemobbt wird. Neben diesen sichtbaren Anzeichen gibt es auch noch weitere, äußerlich unsichtbare: Ein Kind zieht sich zurück oder schläft schlecht. Es ist reizbar oder will nicht in die Schule gehen. Es hat Kopf- oder Bauchschmerzen, allerdings nicht an den Wochenenden oder in den Ferien. „Die wenigsten Kinder werden deutlich formulieren, dass sie Angst davor haben, in die Schule zu gehen, weil sie dort gemobbt werden“, sagt Dr. Eftichia Duketis, Klinikdirektorin der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Hanau. Denn häufig ist es so, dass Mobbing die Opfer beschämt. „Manchmal suchen Mobbing-Opfer die Schuld sogar bei sich selbst, in einem vermeintlich eigenen Fehlverhalten“, schildert die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie.

Eltern können einiges tun, um ihre Kinder zu stärken und sie damit vor Mobbing zu schützen. Dazu gehört vor allem, über ihre Gefühle zu sprechen und Worte für ihr Innenleben zu finden. „Wenn Kinder klar artikulieren können, wie sie sich fühlen und wo ihre Grenzen sind, ist das ein guter Schutz“, sagt Dr. Eftichia Duketis.

Bei Kindern und Jugendlichen findet Mobbing vor allem in der Schule statt. Das systematische Schikanieren kommt zwar durchaus auch in anderen Lebensbereichen vor, allerdings viel seltener. Das hängt mit der Struktur von Schule zusammen: Es ist der Ort, an dem sehr viele Gleichaltrige sehr viel Zeit verbringen und sich auch miteinander messen. Um Kinder zu stärken, ist es daher hilfreich, wenn sie möglichst viele positive soziale Erfahrungen sammeln können. Das gelingt, indem man Freundschaften auch außerhalb der Schule fördert oder Kinder ins Vereinsleben integriert.

Wird ein Kind Opfer von Schikane, sollten Eltern erst einmal ruhig bleiben, empfiehlt die Expertin. „Es ist nicht hilfreich, sofort mit Vorwürfen nach außen zu gehen.“ Vielmehr sollten Eltern zunächst den Einstieg in das Gespräch mit dem eigenen Kind finden. Es sollte offen über die Situation berichten können. Für die Kinder ist es eine Entlastung, wenn ihnen jemand aufmerksam zuhört. Und wenn sie dann erfahren: „Mobbing ist nicht in Ordnung und es liegt nicht an mir, wenn ich gemobbt werde.“ In einem nächsten Schritt sollten Eltern sich bei der Lehrkraft informieren, wie sie die Situation einschätzt. „Lehrende haben hier die Aufgabe, bei Schikane klare Grenzen zu setzen und das Opfer zu schützen. Ziel muss sein, die Mobbing-Situation zu beenden“, betont Dr. Duketis.

Wenn das Kind bereits eine Anpassungsreaktion zeigt – schlecht schläft, den Schulbesuch verweigert oder ähnliches – kann es hilfreich sein, sich psychologische Unterstützung zu suchen. Der Schulpsychologe ist hierfür eine erste, gute Anlaufstelle. Viele Schulen bieten auch bereits systematische Anti-Mobbing-Programme und Trainings an, um Kinder für das Thema zu sensibilisieren, Täter einzugrenzen und Opfer zu schützen und zu stärken.

Übrigens: Wenn es Mobbing in der Schule oder im Freundeskreis gibt, sollten Eltern mit ihren Kindern darüber sprechen – auch dann, wenn das eigene Kind nicht direkt beteiligt ist. „Manchen Kindern ist vielleicht gar nicht klar, was sie da genau erleben oder bei was sie zuschauen“, sagt Dr. Duketis. Eltern müssten Mobbing ganz klar als Gewalt benennen und Kindern die Folgen vor Augen führen. „Am Ende können es auch diese Kinder sein, denen es gelingt, das Mobbing zu unterbinden.“

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Anzeige von Christels Scheune
Dr. med. Eftichia Duketis ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Seit 1. April 2021 leitet sie die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Hanau. Einer ihrer fachlichen Schwerpunkte liegt auf der Diagnostik und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit einer autistischen Störung.
https://www.vitos.de/

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