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25.01.2025
Die Zeit der Jugend ist ein spannendes Alter: Wir sind das erste Mal verliebt. Freundschaften werden der Mittelpunkt unseres Denkens. Wir erleben Stimmungsschwankungen.
Wir leben noch bei unseren Eltern, machen uns aber bereits Gedanken darüber, wie wir später einmal selbst leben wollen. Wir unterziehen unseren Vorstellungen vom Leben einem ersten Reality-Check und wollen vielleicht nicht mehr Feuerwehrmann, Ritter oder Astronaut werden, sondern etwas, das unseren Stärken und Vorlieben entspricht.
Gleichzeitig ist es eine Zeit großer Verunsicherung. Unsere Gefühle spielen verrückt. Es wachsen Haare, wo vorher keine waren. Es fällt uns schwer, uns zu konzentrieren, die Milch im Kühlschrank zu finden oder sich im Supermarkt zu erinnern, was man eigentlich kaufen wollte. All das ist ganz normal. In der Phase der Pubertät verändert sich unser Körper und auch unser Gehirn wird umgebaut. Und das ist wichtig, denn aus dem Kind, das bei seinen Eltern lebt, wird ein Erwachsener, der in der Lage sein muss, eigenständig und eigenverantwortlich in der Gesellschaft zu leben. Zeitgleich stehen genau in diesem Alter die ersten Schulabschlüsse an. Und dass es nicht einfach ist, sich auf die binomischen Formeln zu konzentrieren, wenn man das erste Mal verliebt ist, kennen viele von uns vielleicht aus eigenen Erfahrungen. Maria Montessori sprach von dem Jugendlichen als dem „vergessenen Bürger“, vergessen in dem Sinn, dass auf die Bedürfnisse von Jugendlichen in Gesellschaft und Schule so wenig Rücksicht genommen wird. Jugendliche wollen selbstständig werden und das passiert nicht mit Arbeitsblättern und Klassenarbeiten. Sie müssen lernen, wie man Geld verdient, wie man den Alltag selbstständig gestalten, kocht, wäscht und putzt. Und sie müssen natürlich auch lernen, wie sie sich Wissen aneignen können, wie sie selbst Studien betreiben können und sich so alles aneignen, dass ihnen auch den Zugang zu höherer Bildung ermöglicht.
Montessori für Jugendliche
Maria Montessori sah aus diesem Grund für Jugendliche eine Schule vor, die keine Schule ist. Vielmehr sollen Jugendliche in einer Gemeinschaft arbeiten und lernen, dabei den Wert der Arbeit kennenlernen und alle Fähigkeiten erwerben, die auch heute noch im Erwachsenenleben so wichtig sind. Sie sollen erleben, wie Arbeitsteilung funktioniert, welchen Beitrag für andere sie zu leisten im Stande sind, wie man mit Geld umgeht und vieles mehr. Dadurch lernen sie ihre Stärken und Schwächen kennen und entwickeln ein positives Selbstbild. Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch kann etwas. Und gemeinsam kann man Arbeiten schaffen, die allein niemals machbar wären. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck kommen Jugendliche aus der Pubertät mit dem Wissen, dass sie etwas verändern können in dieser Welt. Denn, wenn Jugendlichen ihren Bedürfnissen nach Unabhängigkeit, nach sinnstiftender Arbeit in und mit einer Gemeinschaft nachkommen können, dann können sie ihre unbändige Energie sinnvoll nutzen und zu einem mündigen und selbstbewussten Bürger heranwachsen.
Auch heute noch ist das Konzept von Maria Montessori für das Jugendalter hochaktuell. Schulen, in denen Jugendliche in Gemeinschaft leben und arbeiten, gibt es inzwischen auf der ganzen Welt und die Jugendlichen dort zeigen uns, was wirklich in ihnen steckt. Und das hat wenig mit dem schlechten Bild zu tun, das die Gesellschaft oft von Jugendlichen hat. An solchen Orten zeigen sie, wie wichtig ihnen Werte wie Hilfsbereitschaft, eine gute Arbeitshaltung, ökonomisches Denken und ein friedliches Miteinander sind. Und das sollte uns hoffnungsvoll stimmen, denn während Jugendliche nur 10 % unserer jetzigen Gesellschaft ausmachen, so sind sie 100 % unserer Zukunft.
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Autor:
Sven Burger, Schulleiter Sekundarschule der Freie Montessori Schule Main-Kinzig gemeinnützige GmbH. Internationaler Montessori-Pädagoge (AMI Diplom 12-18)
www.montessori-mkk.de
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