Ein Mädchen mit Teddybär im Arm, im Hintergrund zerstrittene Eltern

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Kein Paar mehr, aber Eltern bleiben

18.07.2022

Wenn Eltern sich trennen, geben sich Kinder oft die Schuld dafür und fragen: „Was habe ich falsch gemacht? Warum haben Mama und Papa sich nicht mehr lieb?“ Die Entscheidung zu treffen, sich zu trennen ist für kein Elternteil einfach. Doch manchmal unumgänglich. Dies bedeutet aber auch viele Veränderungen für alle. Wie schafft das Paar, dass kein Paar mehr ist, aber noch Eltern – Eltern zu bleiben? Was brauchen die Kinder wirklich?

Der sichere Hafen. Für die einen ist es eine Befreiung und für die anderen bricht eine Welt zusammen. Eine Trennung ist eine mutige Entscheidung, die beide Eltern aber auch die Kinder vor große Herausforderungen stellt. Die Kunst dabei ist, dennoch eine kooperative und bedingungslose Elternschaft für die Kinder zu leben. Im Grunde gibt es dabei drei Phasen, die Eltern durchlaufen.

Phasen der Trennung und Eltern bleiben
In der ersten Zeit nach der Trennung stehen viele Veränderungen an. Wer wird wo hinziehen? Wo und wie werden die Kinder leben? Welches Betreuungsmodell soll gelebt werden? Dabei gibt es drei Modelle: Das klassische Residenzmodell, bei dem die Kinder einen Lebensmittelpunkt haben und vorrangig bei nur einem Elternteil leben. Das immer häufiger gelebte Wechselmodell, bei dem die Kinder zu gleichen Teilen bei beiden Elternteilen leben. Und das Nestmodell, bei dem die Kinder einen Lebensmittelpunkt in einer Wohnung haben und die Eltern entsprechend die Wohnung wechseln. Hierbei ist es wichtig eine Entscheidung für die Kinder zu treffen. Was ist das Beste für die Kinder? Natürlich sind gerade in dieser ersten Phase viele Gefühle wie Wut, Trauer und Verletzungen präsent, die es heißt zu verarbeiten. Gerade jetzt sollte es Raum und Zeit geben, für die Kinder da zu sein, ihnen die Situation immer wieder zu klären und ihnen beizustehen. Übrigens dürfen sich Eltern und Kinder auch jemanden suchen, der für sie in dieser Zeit da ist, sie begleitet und unterstützt.

Wenn der neue Alltag für die Eltern und Kinder beginnt, ist es nicht immer leicht, zu verstehen, dass es zwar noch das Elternpaar gibt, aber der Alltag nicht mehr miteinander geteilt wird. Es gibt hier kein richtig oder falsch, dennoch sollte das Privatleben des anderen respektiert werden. Symbolisch gesehen existiert das gemeinsame Familienhaus nicht mehr, doch es gibt einen gemeinsamen Raum für die Kinder. Dort sollten sich die Eltern regelmäßig treffen, um sich über die Kinder auszutauschen. Diese zweite Phase ist oft mit vielen Prozessen, des Loslassens alter Verletzungen, alter Gefühle, alter Routinen etc. geprägt. Hier helfen Annahme der Situation, sich Zeit geben und neue Routinen mit den Kindern zu entwickeln, damit sie einen Anker und Stabilität im Alltag finden. So kann sich alles in Ruhe neu sortieren.

Eine neue Herausforderung für alle ist, wenn ein neuer Partner in das Leben der Elternteile kommt. Welche Rolle werden diese wohl einnehmen? Wie werden die Kinder reagieren? Diese dritte Phase ist nicht immer einfach, denn das gesamte System sortiert sich neu. Zu beachten ist hier, dass die Kinder informiert, langsam an die neue Situation gewöhnt werden, dass die Akzeptanz des anderen Elternteils da ist und vor allem, dass die Eltern weiterhin Eltern bleiben.

Egal in welcher Phase sich die Eltern befinden, sollten sie sich bewusst werden, dass es keine Linearität gibt, bei der am Ende ein Haken an die gesamte Geschichte kommt. Denn was heute gut und richtig für die Kinder ist, kann morgen ganz anders aussehen. Es bedarf in jeder Situation des Lebens eine neue Betrachtung und eine neue Entscheidung für die Kinder.

5 Hinweise, die getrennte Eltern beachten sollten
• Kein Schlechtreden, keine versteckten Botschaften oder gar Ablehnung des anderen Elternteils
• Respektvoller Umgang und Elternebene bewahren
• Alle Gefühle und Meinungen sind okay
• Hilfe, in Form einer Beratung, ist absolut okay und wichtig
• Füreinander, für die Kinder. Denn sie bestehen zu jeweils 50 Prozent aus beiden Elternteilen.

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Cecylia Nauroschat ist Selbstbehauptungs- und
Resilienztrainerin, Kinder- und Jugend-Coach, Persönlichkeitstrainerin für Jugendliche und Mentorin für Patchworkfamilien und selbst Mutter von zwei eigenen und zwei Bonuskindern. Sie ist zertifizierte Partnerin von Stark auch ohne Muckis. Sie stärkt Kinder für Konfliktsituation und begleitet Familien in diesen besonderen Situationen.
www.dubist-wunderbar.de

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