Das internationale nonverbale Signal bei häuslicher Gewalt

Eine Handbewegung, die jeder kennen sollte: Das internationale nonverbale Signal bei häuslicher Gewalt

Hilfe

Gewalt gegen Frauen und Kinder

11.02.2025

Wir haben Brigitte Machnitzke und Lea Kircher vom Frauenhaus in Wächtersbach zum Thema „Gewalt gegen Frauen und Kinder“ interviewt.

Wie erleben Sie Gewalt gegen Frauen und Kinder?
Als Mitarbeiterinnen des Frauenhauses erleben wir tagtäglich die unterschiedlichsten Formen von Gewalt. Diese reichen von subtilen Formen wie Kontaktverboten, Beschimpfungen und finanzieller Kontrolle bis hin zu massiver körperlicher und psychischer Gewalt.
Laut einer Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus dem Jahr 2020 hat jede dritte Frau in Deutschland ab ihrem 16. Lebensjahr bereits körperliche oder sexualisierte Gewalt erfahren. Das verdeutlicht, wie allgegenwärtig das Problem ist und wie dringend es bekämpft werden muss.

Wo beginnt Gewalt?
Gewalt hat viele Gesichter und verläuft oft schleichend. Die verschiedenen Gewaltformen sind häufig miteinander verknüpft und treten in unterschiedlichen Beziehungsformen sowie Altersgruppen auf. Sie können sowohl im Zusammenleben als auch in Trennungssituationen eskalieren.

Hier sind die wichtigsten Gewaltformen im Überblick:
Physische Gewalt: Schlagen, Treten, Fesseln, Würgen, Einsatz von Waffen bis hin zu Tötungsdelikten. Diese Form ist meist sichtbar und leichter nachweisbar.
Psychische Gewalt: Beleidigungen, Einschüchterung, Kontrolle, extreme Eifersucht oder Manipulation („Du gehörst mir!“).
Sexualisierte Gewalt: Unerwünschte Berührungen, Bloßstellung, Zwang zu sexuellen Handlungen oder Vergewaltigung.
Zwangsheirat: Eine erzwungene Ehe unter sozialem Druck, oft im familiären Umfeld.
Femizid: Die tödlichste Form geschlechtsspezifischer Gewalt.
Ökonomische Gewalt: Finanzielle Abhängigkeit durch Entzug von Geld oder Verbot der Erwerbstätigkeit.
Soziale Gewalt: Isolation durch Kontaktverbote, Einsperren oder ständige Kontrolle.
Stalking: Nachstellen, Verfolgen, digitale Überwachung, Drohungen oder Rufmord.
Digitale Gewalt: Verfolgung über Tracking-Apps, Cybermobbing oder Manipulation durch digitale Mittel.
Aufenthaltsrechtliche Folgen: Migrantinnen sind oft durch ihren Aufenthaltsstatus von ihrem gewalttätigen Partner abhängig und haben Angst vor Abschiebung.
Finanzielle Folgen: Besonders Frauen mit Kindern geraten nach einer Trennung häufig in finanzielle Not.
Kinder als Mitbetroffene: Kinder, die Gewalt in der Familie erleben, entwickeln oft psychische oder soziale Auffälligkeiten und können das Erlebte schwer verarbeiten.
Gesundheitliche Folgen: Neben körperlichen Verletzungen können Angstzustände, Panikattacken oder posttraumatische Belastungsstörungen auftreten.

Was muss geschehen, um Gewalt zu reduzieren?
Um Gewalt gegen Frauen und Kinder effektiv einzudämmen, sind strukturelle Veränderungen notwendig. Diese sind:
Frühe Prävention: Gewaltprävention sollte bereits in Kitas und Schulen thematisiert werden.
Bessere Finanzierung von Hilfsangeboten: Frauenhäuser benötigen eine verlässliche, einzelfallunabhängige Finanzierung sowie mehr Kapazitäten.
Flächendeckende Hilfsangebote: Besonders im ländlichen Raum fehlen oft Anlaufstellen für Betroffene.
Sensibilisierung der Gesellschaft: Gewalt darf nicht bagatellisiert werden, und Betroffene brauchen ermutigende Unterstützung aus ihrem Umfeld.

Welche Länder setzen positive Beispiele?
Einige europäische Länder haben bereits wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt:
Spanien hat 2004 ein Gesetz für umfassende Schutzmaßnahmen erlassen. Die Zusammenarbeit zwischen Strafverfolgung, spezialisierten Gerichten, Gesundheitswesen und Rechtsberatung wurde stark verbessert. Mit dem VioGén-System werden Fälle häuslicher Gewalt zentral erfasst und systematisch überwacht, und seit 2009 können gewalttätige Täter mit Fußfesseln überwacht werden. Betroffene Frauen erhalten GPS-Armbänder, die Alarm auslösen, wenn sich der Täter nähert. Diese Maßnahmen haben die Gewalt deutlich reduziert.
Frankreich und die Schweiz testen inzwischen ebenfalls das spanische Modell.
Deutschland hat Anfang 2025 das Gewaltschutzgesetz erweitert, sodass Tätern in schweren Fällen eine elektronische Fußfessel angelegt werden kann.

 

Was kann jeder Einzelne tun?
Hier sind ein paar Tipps, wie man helfen kann:
• Betroffenen aktiv Hilfe anbieten, auch wenn sie diese nicht sofort annehmen
• Informationen zu Hilfsangeboten weitergeben
• Gewalt nicht ignorieren oder bagatellisieren
• Verdächtige Situationen melden

Wichtige Hilfsangebote:
• Bundesweites Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
• Polizei: 110
• Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche): 116 111
• Frauenhäuser und Beratungsstellen: www.frauenhaeuser-hessen.de oder www.frauenhaus-suche.de
• Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: www.staerker-als-gewalt.de

 

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