Frühchen mit Sauerstoffversorgung

Foto: © Tobilander – stock.adobe.com

„Den Kleinsten den bestmöglichen Start ins Leben ermöglichen“

Anzeige – 29.09.2021

Eins von zehn Babys ist ein Frühgeborenes, in Deutschland kommen rund 63.000 Kinder jährlich als Frühchen zur Welt. Sie machen damit die größte Gruppe der Kinderpatienten aus und brauchen für eine bestmögliche Entwicklung eine besondere Pflege und Versorgung.

Der GRASHÜPFER hat bei Georgi Popivanov, Ärztlicher Leiter der Geburtshilfe und Dr. med. Bernhard Bungert, Sektionsleiter der Neonatologie am Klinikum Hanau nachgefragt, woran werdende Eltern erkennen können, ob sie ein Frühchen erwarten, worauf sie in der Schwangerschaft achten sollten und was sie nach der Geburt zur Entwicklungsförderung ihres Kindes beitragen können.

Ab wann ist ein Frühchen eigentlich ein Frühchen?
Popivanov: Prinzipiell wird jedes Kind, das vor der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt, als Frühgeborenes bezeichnet. Das sind in Deutschland etwa 9% der Neugeborenen. Hierbei gibt es weitere Unterteilungen, Kinder gelten aber ab Abschluss der 22. Schwangerschaftswoche bzw. ab einem Gewicht von 400 Gramm als potenziell lebensfähig.

Bungert: Genau, gerade in diesen Fällen müssen die Eltern aber ausführlich aufgeklärt werden und das Krankenhaus sollte auf die Versorgung der Kleinsten der Kleinen spezialisiert sein. Das sind alle Häuser, die, wie wir als Klinikum, ein Perinatalzentrum Level I sind.

Alle Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, werden als Extrem-Frühgeborene bezeichnet, bei Geburten zwischen der 28. und der 32. Schwangerschaftswoche sprechen wir von einer frühen Frühgeburt, zwischen der 33. und der 36. Schwangerschaftswoche von einer späten Frühgeburt.

Gibt es bestimmte Risikofaktoren für eine Frühgeburt, und kann ich das als Mutter erkennen? Worauf sollten Eltern achten, wenn eine Risikoschwangerschaft vorliegt?
Popivanov: Die Risikofaktoren für eine Frühgeburt sind vielfältig. Ein wichtiger Aspekt ist die Vorgeschichte der Mutter, also ob sie zum Beispiel schon mal eine Frühgeburt hatte, spät in der Schwangerschaft ein Kind verloren hat, ob sie raucht, extremes Unter- oder Übergewicht hat oder erst kurz vor der erneuten Schwangerschaft entbunden hat.

Außerdem haben alle Mehrlingsschwangerschaften, insbesondere, wenn es mehr als Zwillinge sind, ein mehrfach erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. Die Auswahl der passenden Geburtsklinik ist dann nicht zu unterschätzen. Gerade wenn der Verdacht auf vorzeitige Wehen vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche besteht, empfehle ich der werdenden Mutter dringend, sich für die Entbindung für ein Perinatalzentrum Level I zu entscheiden, das erhöht die Chancen für einen gesunden Start ins Leben enorm. Wir bieten beispielsweise eine spezielle Sprechstunde an, in der sich Schwangere mit Risikofaktoren vorstellen und alles Weitere mit uns besprechen können.

Bungert: Eine große Rolle spielen auch Infektionen, Blutungen oder Stress in der Schwangerschaft. Das scheint übrigens einer der Faktoren zu sein, warum in der Covid-19-Pandemie die Zahl der Frühgeburten weltweit rückläufig ist. Die Schwangeren hatten mehr Zeit, sich auf ihre Schwangerschaft zu konzentrieren.
Wenn werdende Mütter früh Wehen feststellen, oder merken, dass die Bewegungen des Kindes im Mutterleib abnehmen, sind das auch Anzeichen für eine Frühgeburt und sollten unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden.

Und wie können Eltern nach der Geburt zur Entwicklungsförderung beitragen?
Bungert: Da gibt es viele Möglichkeiten, direkt nach der Geburt nimmt das Bonding einen besonderen Stellenwert ein. Es baut eine intensive, emotionale Bindung zwischen den Eltern und dem Neugeborenen auf. Außerdem ist es besonders wichtig für die Entwicklung des Kindes, dass die Eltern viel Zeit mit ihm verbringen. Das ist auf unserer Frühchen-Intensivstation jederzeit möglich. Dabei können Eltern mit ihrem Kind sprechen, es berühren oder auch schon früh die „versorgenden“ Tätigkeiten selbst übernehmen.

Körperkontakt und Nähe sind für Neugeborene zwei grundlegende Bedürfnisse, deshalb ist auch das Känguruhen, bei dem das Baby nur mit einer Windel bekleidet auf die nackte Brust von Mama oder Papa gelegt wird, eine tolle Möglichkeit.

Und last but not least natürlich die Muttermilch. Gerade für Frühchen ist sie „weißes Gold“, weil sie die Entwicklung des Kindes in allen Bereichen positiv beeinflusst und es mit den wichtigsten Nähstoffen in hoher Konzentration versorgt. Auf unserer Frühchen-Intensivstation wird den Kleinen die Muttermilch zunächst über eine Magensonde verfüttert, ab der 34. Schwangerschaftswoche können die Kinder schon selbstständig aus der Flasche trinken. Grundsätzlich versuchen wir dann auch direkt, das Kind an die Brust zu gewöhnen. Wir haben dafür eine speziell ausgebildete Stillberaterin, die die Eltern unterstützt und Fragen beantwortet.

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Bernhard Bungert
Georgi Popivanov

Unsere Interview-Partner:
links: Dr. med. Bernhard Bungert, Sektionsleiter Neonatologie
rechts: Georgi Popivanov, Ärztlicher Leiter Geburtshilfe

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